Achtung giftig: So erkennen Sie ein toxisches Arbeitsumfeld für Developer
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November 2, 2022
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Achtung giftig: So erkennen Sie ein toxisches Arbeitsumfeld für Developer

Barbara Oberrauter-Zabransky
Barbara Oberrauter-Zabransky

Viele Developer arbeiten immer noch in einem toxischen Arbeitsumfeld, Rassismus und Diskriminierung sind für viele ein greifbares Phänomen. Für IT-Recruitingexpertin Ana Gospodinova zeigt die aktuelle Studie von WeAreDevelopers eindeutig das Problem: „Die schlechte Arbeitsatmosphäre ist für 30 Prozent der befragten Entwickler*innen einer der wichtigsten Gründe, sich nach einem neuen Job umzusehen. Vor allem Frauen flüchten aus negativ aufgeladenen Arbeitsplätzen – und das wiederum hat starke Auswirkungen auf die Vielfalt im Unternehmen.“

Mehr als ein Drittel beklagt Diskriminierung

Mehr als ein Drittel der befragten Developer haben in ihrem Arbeitsumfeld schon einmal Diskriminierung beobachtet, 29 Prozent fühlten sich selbst schon einmal als Opfer von Diskriminierung. Zahlen, die Arbeitgeber*innen ernst nehmen sollten. Besonders Rassismus ist ein weit verbreitetes Problem, gefolgt von Mobbing und Exklusion, Machmissbrauch und Frauenfeindlichkeit. Auffallend ist, dass besonders jüngere Developer von Rassismus berichten, während für die über 46-jährigen Befragten vor allem Mobbing und Machtmissbrauch ein heikles Thema bilden.

Expertin Gospodinova kennt einen weiteren wichtigen Faktor, wenn es um toxisches Arbeitskultur geht: „Das Verhältnis zu Führungskräften hat sich bei vielen Entwicklerinnen und Entwicklern als problematisch herausgestellt: Für fast ein Drittel aller Befragten ist die schlechte Beziehung zum Vorgesetzten Grund genug, sich nach einem neuen Job umzusehen.”

Die Zeichen eines toxischen Arbeitsplatzes

Ein schlechtes, toxisches Arbeitsumfeld ist eigentlich gar nicht so schwer zu erkennen. Wir müssen nur die Augen öffnen und Probleme wahrnehmen, anstatt sie herunterzuspielen – oder die Schuld woanders zu suchen. Einige klare Anzeichen:

Hohe Fluktuation

Wenn die Mitarbeiter*innen in Scharen das Unternehmen verlassen, ist das kein Zufall. Jeden Monat mit mehreren neuen Developern bei null anfangen, frische Teammitglieder einschulen, ein ausufernder, fast unendlicher Recruiting-Prozess. Sie tun sich selbst keinen Gefallen, wenn Sie die hohe Fluktuation im Unternehmen nicht ernst nehmen. Und auch nicht den Mitarbeiter*innen, die Ihnen schon länger treu sind: Deren Arbeit wird durch ständiges Kommen und Gehen von Kolleg*innen nicht leichter.

Schlechte Kommunikation

Ein ganz offensichtliches Phänomen in toxischen Arbeitsumfeldern: Es wird nicht richtig kommuniziert. Die Team Leads wie auch die Kolleg*innen stimmen sich nicht vernünftig ab, die Kommunikationskanäle sind unklar, die Zuständigkeiten schlecht definiert. So kann positive, wertschätzende Zusammenarbeit nicht funktionieren. Verwirrte, frustrierte Entwickler*innen bilden in der Summe ein ineffizientes Team.

Versagensängste

Wenn im Team große Unsicherheit über die eigene Arbeit herrscht, stimmt etwas nicht. Developer wollen das Gefühl haben, dass sie gute Arbeit leisten, dass sie sich ausprobieren können, dass sie verstanden werden. Eine Atmosphäre, in der sie sich nicht mit Problemen an Vorgesetzte wenden wollen und ständig befürchten, Fehler gemacht zu haben, schafft kein glückliches Team. Dann werden in der Mitarbeiterführung eindeutig Fehler vom Management gemacht.

Cliquenbildung

Wenn sich einige Angestellte verbünden und zu einer festen, exklusiven Gruppe zusammenschweißen, heißt das automatisch, dass andere ausgeschlossen werden. Kein Unternehmen kann funktionieren, wenn sich manche Entwickler*innen nicht als Teil des Teams fühlen. Kaum etwas ist so ein starker Motivationskiller wie das Gefühl, kein willkommenes, voll eingebundenes Mitglied im Team zu sein.

Versäumte Deadlines

Projekte werden nicht rechtzeitig beendet. Die Fristen müssen ständig verlängert werden. Die Entwickler*innen sitzen jeden Tag länger vorm Bildschirm und häufen Überstunden an: Alarmstufe rot. Es stimmt etwas ganz und gar nicht, wenn die Mitarbeiter*innen es nicht schaffen, gesetzte Deadlines einzuhalten und in der regulären Arbeitszeit die gesteckten Ziele zu erreichen. Ein eindeutiges Anzeichen, dass die Aufgabenverteilung und die Ressourceneinteilung nicht funktionieren – die Developer sind überarbeitet und überfordert.

Shaming-Culture

Kaum etwas ist so toxisch wie eine Unternehmenskultur, die das Schlechtmachen und Herabsetzen anderer erlaubt. Gerade im Developer-Bereich beklagen Angestellte häufig, dass Kolleg*innen etwa auf einen kleinen Fehler im eigenen Code bei der Überprüfung schnell mit einem „Um Himmels Willen, was hast du da angestellt!?“ reagieren. Teammitglieder bloßstellen, der Lächerlichkeit preisgeben, die Kompetenz absprechen – das ist ein einfaches Rezept für toxische Unternehmenskultur.

Schwaches Management

Teamleiter*innen, die sich ihrer Verantwortung entziehen. Manager, die nicht managen. So entsteht im Developer-Team ein schlechtes Arbeitsumfeld. Wenn Team Leads sich nur der Mehrheit anbiedern oder sogar manche Developer bevorzugt behandeln, anstatt genau auf die Probleme und Bedürfnisse einzelner Personen oder kleinerer Gruppen zu achten, werden unfaire Hierarchien, Ausgrenzungsmechanismen und Diskriminierung nur noch schlimmer. Der Job eines Mangers ist es, Konflikte ernst zu nehmen, zu vermitteln, und für alle Teammitglieder eine positive, angenehme Arbeitsatmosphäre zu schaffen.

So schaffen Sie ein gesundes Arbeitsumfeld für Developer

Fehler und Missstände in der Team- und Arbeitskultur zu erkennen, ist der erste Schritt zur Besserung. Um Ihre Developer glücklicher und damit produktiver und erfolgreicher zu machen, braucht es aber eine konsequente, positive Unternehmenskultur. Dazu gehören ganz klar:

  • Zusammenarbeit: Alle sitzen in einem Boot, denn nur mit Teamgeist, offener Kommunikation und gegenseitiger Unterstützung werden die gemeinsamen Ziele erreicht.
  • Wertschätzung: Jede und jeder muss sich willkommen und als vollwertiges Teammitglied fühlen können. Nur mit Respekt, Rücksicht und Lob für gute Leistung lassen sich Developer auch langfristig ans Unternehmen binden.
  • Arbeitsbedingungen:  Vergewissern Sie sich, dass Ihr Team alles hat, was es braucht, um motiviert zu arbeiten. Das beginnt beim Arbeitsplatz und seiner Ausstattung, geht über Arbeitszeit und -ort und erstreckt sich hin zu den Teamstrukturen und Prozessen.

Ein klares, ehrliches Konzept für eine positive Unternehmenskultur ist die Voraussetzung für ein glückliches Team. Es darf aber nicht beim Lippenbekenntnis und ein paar schönen Floskeln im Mitarbeiterhandbuch bleiben. Eine positive Arbeitskultur muss gelebt und vor allem vom Management vorgelebt werden – dann ist das toxische Umfeld wirklich Geschichte.

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